Ab wann sind Häuser alt und schützenswert?

Ab wann sind Häuser alt und schützenswert?

Alte Gebäude haben einen ganz besonderen Charme und erzählen ihre Geschichten. Bei einer Sanierung soll dieser einzigartige Charakter natürlich möglichst erhalten bleiben. Doch ab wann sind Häuser eigentlich alt und schützenswert?

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Ab wann sind Häuser alt und schützenswert

Was ist gemeint, wenn von alter Bausubstanz die Rede ist?

Historische Gebäude und Altbausanierungen werden meist mit Häusern in Verbindung gebracht, die aus der Gründerzeit stammen oder sogar noch älter sind. Aber Gebäude, deren Erhalt sich lohnt, können grundsätzlich aus allen Epochen der Baugeschichte stammen.

So können zum Beispiel auch Häuser aus der Nachkriegszeit einen bestimmten Stil repräsentieren. Vor allem in Städten, die während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt wurden, sind in den 1950er- und 60er-Jahren sehr viele Gebäude entstanden, bei denen in naher Zukunft Sanierungen notwendig werden.

Selbst wenn solche jüngeren Bauten (noch) nicht unter Denkmalschutz stehen, können sie architektonisch interessante Zeitzeugen sein, die es wert sind, erhalten zu bleiben.

Die Zerstörung durch den Krieg wurde oft als Chance gesehen, um die Städte als moderne, saubere, grüne und verkehrsoptimierte Wohnorte wiederaufzubauen. Erst später rückte ins Bewusstsein, dass dadurch viel historische Bausubstanz verloren gegangen war.

Ab den 1970er-Jahren startete eine Gegenbewegung, die sich wieder stärker auf den Denkmalschutz konzentrierte, um so auf die unsensiblen Erneuerungen in der Nachkriegszeit zu reagieren.

Unterm Strich geht es weniger um die Frage, aus welcher Epoche ein Gebäude stammt. Wichtiger als das Alter ist die Beurteilung, ob ein Haus als Denkmal geschützt ist, ob seine Besonderheiten erhalten bleiben sollten oder ob es sich um ein ganz normales Haus handelt.

So gesehen, muss sich der Bestandsschutz keineswegs nur auf historische Gebäude beschränken.

Häuser aus der Gründerzeit

Die Architektur der Gründerzeit deckt den Zeitraum zwischen 1850 und dem Beginn des 20. Jahrhunderts ab. Typisch waren seinerzeit vier- bis sechsstöckige Wohnhäuser.

Die jahrhundertealte Geschichte, die die Häuser erzählen, ist an sich schon faszinierend. Reich verzierte Fassaden, großzügige Schnitte und bis zu 4,5 Meter hohe Decken strahlen eine Behaglichkeit aus, die in Neubauten so oft nicht zu finden ist. Hinzu kommt, dass es heute kaum noch realisierbar wäre, ähnlich großzügig zu bauen.

Ein weiterer Aspekt ist die hohe Handwerkskunst, die in den Häusern steckt. Vergleichbare Tischler- und Stuckateur-Arbeiten sind heute nur noch äußerst selten zu finden und vor allem kaum zu bezahlen. Daher sollten solche Vorzüge erhalten bleiben und mit aktuellen Wohnansprüchen vereint werden.

Zu den häufigsten Schwachstellen von Häusern aus der Gründerzeit gehören die Keller und die Holzbalken-Decken. Bei einer Sanierung muss ein Trittschallschutz nachgerüstet werden, der aber oft nicht auf moderne Standards abgestimmt werden kann.

Anders sieht es bei den Küchen und Badezimmern aus. Diese gründerzeitlichen Räume werden aktuellen Wohnansprüchen nicht gerecht. Doch mit etwas Fingerspitzengefühl und einem zeitlosen Gestaltungskonzept lassen sich in aller Regel gute Lösungen finden, die die alte Substanz bewahren und mit dem Jetzt verbinden.

Auch feuchte Sockel sind ein häufiges Problem. Abhilfe hier kann die sogenannte Bauteiltemperierung schaffen. Dazu werden die Heizungsrohre auf die Wände aufgesetzt oder in die Wände eingestemmt. Anschließend wird der Rücklauf der Heizung durch die Rohre durchgeführt.

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Fachwerkhäuser

Ab dem hohen Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren Fachwerkskonstruktionen im mitteleuropäischen Raum weit verbreitet. Im 20. Jahrhundert galt es aber als altmodisch und ärmlich, in Fachwerkhäusern zu wohnen. Aus diesem Grund wurden die Balken gerne unter Putz versteckt.

Heute wird das Fachwerk wo immer möglich wieder freigelegt. Das viele Holz, das kunstvoll zusammengesetzt ist, und die einzigartigen Raumformen, die durch die Balkenkonstruktionen entstehen, machen das gemütliche Flair eines Fachwerkhauses aus.

Die Konstruktion bringt es aber auch mit sich, dass es bei Fachwerkhäusern einige typische Schadensbilder gibt. Dazu gehören angefaulte Hölzer, fehlende Balkenteile, lose oder bereits herausgefallene Gefache sowie Türen und Fenster, die klemmen. All das sind aber Dinge, die sich im Zuge einer professionellen Sanierung meist beheben lassen.

Häuser der frühen Moderne

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es einen großen Bruch mit den bisherigen Gestaltungskonzepten. Die Architektur definierte sich neu. Offene Grundrisse, Fensterbänder, Flachdächer und schnörkellose Funktionalität wurden zu den prägenden Elementen der neuen Ära.

Während die Hülle der Gebäude der frühen Moderne ab etwa 1920 weitestgehend unverändert blieb, wurden die Innenräume immer wieder an den jeweiligen Nutzen angepasst. Dadurch veränderte sich im Laufe der Zeit der Bestand und alte Elemente wie Verzierungen aus Stuck oder das originale Parkett sind kaum noch zu finden.

Viele Häuser der frühen Moderne stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Ein berühmtes Beispiel ist etwa die Hufeisensiedlung in Berlin Britz, die mittlerweile sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Eine Sanierung sollte deshalb den Anspruch haben, sich durch die Gestaltung an den vorhandenen Bestand anzunähern.

Die baulichen Schwachstellen dieser Häuser sind ähnlich wie bei Gründerzeithäusern. Die Trittschalldämmungen entsprechen nicht den heutigen Standards und die Sockel sind oft feucht.

Gebäude der späten Moderne

Auch die jüngere Baugeschichte hält Gebäude bereit, die bedeutsam und besonders schützenswert sind. Viele Häuser aus den 1950er- und 60er-Jahren stehen nicht unter Denkmalschutz, verwirklichen aber auf eindrucksvolle Art die Ideen des modernen Bauens.

Offene Grundrisse und große Fensterfronten sind typische Elemente. Hinzu kommt eine insgesamt eher reduzierte Bauweise, die allerdings spannende Raumkompositionen und originelle Treppenhäuser hervorbringt. Problematisch hingegen sind die oft sehr niedrigen Raumhöhen.

Häuser aus den 1970ern

Aus baugeschichtlicher Sicht bewegen sich Häuser aus den 1970er-Jahren am Übergang zwischen der späten Moderne und der Postmoderne. Dabei können auch solche vergleichsweise jungen Gebäude den damaligen Zeitgeist gut widerspiegeln. So manches Architektenhaus zum Beispiel beeindruckt mit schiefen Winkeln und originellen Asymmetrien.

Problematisch ist, dass die Häuser nach aktuellen Standards nicht energieeffizient sind. Außerdem sind die Zimmer oft kleiner und dunkler als heute üblich.

Bei einer Sanierung geht es deshalb meist darum, die Energieeffizienz zu verbessern und die Räume offener und heller zu gestalten, indem zum Beispiel mehrere kleine Fenster zu einer großen Front zusammengefasst werden.

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Ferya Gülcan, Künstlername "Feryal" Kunstmalerin, Mitinhaberin Koozal Galerie & Möbel und Fotografin, Norbert Sachmann, Galerist, Christian Gülcan Mitinhaber Koozal Galerie & Möbel, (RZA) Kunstmaler und Betreiber diverser Kunstportale, schreiben hier Wissenswertes zur internationalen Kunst, Galerien, Maltechniken und Kunstgeschichte.

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