Die Kunstepoche der Renaissance, 3. Teil
Auch wenn viele im Zusammenhang mit der Renaissance in erster Linie an Kunst und Architektur denken, steht der Begriff nicht nur für eine Epoche in der Kunstgeschichte. Die Renaissance beschreibt vielmehr einen gesellschaftlichen Wandel und den Beginn einer neuer Ära.
Sie läutete das Ende einer Zeit ein, die vor allem durch die Religion bestimmt war. Die Wissenschaft und die Kunst gewannen an Einfluss und das alltägliche Leben bildete spürbar die Strukturen der Neuzeit heraus.
In einem ausführlichen Beitrag haben wir uns die spannende Zeit- und Kunstepoche der Renaissance näher angeschaut. Dazu haben wir im 1. Teil die gesellschaftlichen Hintergründe beleuchtet und wichtige Persönlichkeiten dieser Zeit genannt. Im 2. Teil ging es um die künstlerischen Errungenschaften, zu denen insbesondere die Perspektive, die Proportionslehre und der Humanismus zählen.
Zum Abschluss schauen wir uns in diesem 3. Teil die Kunstepoche
der Renaissance speziell in Deutschland an:
Inhalt
Auf der Suche nach Neuem
Auch in Deutschland steht die Renaissance für einen Wandel, der mit der Abkehr von der Gotik und dem Suchen nach neuen Strukturen einherging. Allerdings langen dieser Entwicklung andere Motive und Absichten zugrunde als in Italien. Im 14. und 15. Jahrhundert war Deutschland ein Wahlkönigtum. Jeder Regent bemühte sich darum, seine eigene Macht zu sichern und auszubauen. Fehden mit den Konkurrenten waren damit an der Tagesordnung. Die Folge davon wiederum war eine politische Situation, die äußerst ungewiss war.
Gleichzeitig wuchs der Einfluss der deutschen Städte stetig. Vor allem die Tätigkeiten der Hanse waren der Motor für diese Entwicklung. Die Bevölkerungszahlen kletterten nach oben, während der Handel und die Industrie dem Bürgertum zunehmend Reichtum bescherten. Ähnlich wie in Italien übernahm gerade in kulturellen Dingen schon bald das Bürgertum das Sagen.
Sowohl was die Lebensart als auch was die Lebensbedingungen der Menschen anging, gab es im Nord-Süd-Gefälle aber große Unterschiede. Aus diesem Grund erlebte Deutschland zwar einen enormen geistigen Umschwung. Allerdings zeigte dieser im Norden andere Züge als im Süden. Trotzdem gab es eine große Gemeinsamkeit: Die Menschen suchten nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Diese wiederum bildeten die Grundlage für den Stil der deutschen Renaissance, der sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts entwickelte.
Kunst und Wissenschaft auf dem Vormarsch
Vor allem in der Kunst hatte die italienische Renaissance großen Einfluss auf den deutschen Stil. Maler, Bildhauer und Architekten machten sich auf den Weg nach Italien, um dort Ideen zu sammeln und zu lernen. Mit neuen Erkenntnissen und geistigen Errungenschaften im Gepäck kehrten die Künstler dann nach Deutschland zurück. Sich komplett von den gotischen Stilelementen zu lösen, gelang aber nur den wenigsten Künstlern. Die Folge davon war oft ein Kunststil, der die Gotik und die Renaissance miteinander vermischte. Die Gemälde von Albrecht Dürer oder Lukas Cranach sind eindrucksvolle Beispiele dafür.
Hatte die Kirche zur Zeit der Gotik noch enormen Einfluss auf das Leben und Denken der Menschen gehabt, wurden diese Fesseln immer lockerer. Die Menschen lösten sich zunehmend von der Bevormundung und gingen ab dem frühen 16. Jahrhundert neue Wege. Martin Luther etwa nagelte im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg und legte damit den Grundstein für ein neues Zeitalter in der Kirchengeschichte. Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks wiederum schaffte die Grundlage für den deutschen Humanismus. Mit Nikolaus Kopernikus und seiner Idee vom heliozentrischen Weltbild erlebte dieser seine Blütezeit.
Der deutsche Humanismus spiegelte sich aber auch in der Gründung von Volks-, Mittel- und Hochschulen wider. So wurden in Deutschland allein zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert 14 neue Universitäten begründet, darunter beispielsweise die Unis in Freiburg, Marburg und Tübingen. Aber auch außerhalb der Hochschulen erlebten die Wissenschaften während der deutschen Renaissance eine echte Hochzeit.
Architektonische Meisterleistungen
Mit dem Humanismus kam auch die Forderung nach einer klaren Kirchen-Architektur auf. Eindeutige Belege für den Kirchen-Baustil der deutschen Renaissance sind die Schlosskirche in Stettin und die Universitätskirche in Würzburg. Der bedeutendste Renaissance-Kirchenbau im Süden Deutschlands wiederum ist die Münchener Michaeliskirche. Tatsächlich sind es vor allem in den Städten aber weniger die Kirchen, die die Architektur der Renaissance ausmachen. Vielmehr sind es Profanbauten wie Bürger- und Rathäuser.
Schon um 1500 herum hatte das Haus der Fugger in Augsburg eine führende Rolle auf dem internationalen Geldmarkt erreicht. Und die Fugger waren es auch, die die Architektur der deutschen Renaissance maßgeblich prägten. Das 1615 erbaute Augsburger Rathaus gilt als der wichtigste Renaissance-Profanbau Deutschlands. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist die Grabkapelle der Fugger, die mit Gemälden von Dürer und Holbein die Baukunst und die Bildende Kunst miteinander vereint.
Weitere Bauwerke im typischen Stil der Renaissance finden sich außerdem an der Weser. Die sogenannte Weserrenaissance zeigt sich vor allem in der Architektur und in Möbelstücken, die in der Zeit ab dem 16. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hinein entstanden. Hameln, Hannover-Münden und Lemgo sind typische Städte der deutschen Renaissance. Zu ihnen gehört auch Bremen. Hier ist es die Fassade des Rathauses, die 1609 im Stil der Weserrenaissance gestaltet wurde.
Die ältesten Bauwerke der deutschen Renaissance hingegen stehen in Görlitz und in Torgau. Der Görlitzer Schönhof wurde 1526 gebaut. Das Schloss Hartenfels in Torgau wurde zwischen 1533 und 1544 im Renaissance-Stil renoviert und ausgebaut.
Der Humanismus als prägendes Element
Die Kunstepoche der Renaissance bezeichnet in Deutschland die Kunst in der Zeit der Reformation. Die italienische Renaissance war zweifelsohne ihr Vorbild. Trotzdem ist die deutsche Renaissance keine Kopie oder bloße Weiterentwicklung.
Stattdessen hat die Renaissance in Deutschland ihre eigenen Formen angenommen. Und dabei war es vor allem der geistige Wandel mit der Abkehr von der Gotik hin zu Wissenschaft und Fortschritt, der neue Ausdrucksformen entstehen ließ. Auf dieser Basis begründete sich die deutsche Renaissance als eine eigene Stil- und Kunstepoche im 15. und 16. Jahrhundert, die in der Kunst und der Architektur vor allem durch den Humanismus bestimmt war.
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Thema: Die Kunstepoche der Renaissance, 3. Teil
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