Basiswissen über Farbkontraste

Basiswissen über Farbkontraste

Wie wirkt ein gelbes Sofa, wenn es vor einer weißen Wand steht? Und wie verändert sich die Farbwirkung dieses Sofas, wenn die Wand dahinter in einem satten Rot, einem warmen Braun oder einem dunklen Grau gestrichen ist? Warum sieht der Vorhang, der im Geschäft tiefblau wirkte, im heimischen Wohnzimmer viel heller und fast schon grünlich aus?

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Basiswissen über Farbkontraste

Farben beeinflussen sich gegenseitig und lassen sich im Wechselspiel miteinander ganz unterschiedlich aussehen. Wer sich mit Kontrasten und Farbpaaren auskennt, kann sie geschickt miteinander kombinieren.

Und um dabei einen Anfang zu machen, vermitteln wir in diesem Beitrag Basiswissen über die wichtigsten Farbkontraste!:

Der Komplementärkontrast

Die Wirkung des Komplementärkontrastes lässt sich mit einem Experiment am besten veranschaulichen. Dazu einige Sekunden lang eine Farbfläche fixieren und direkt danach auf einen möglichst neutralen Hintergrund schauen. Vor den Augen sollte jetzt ein Nachbild in der Komplementärfarbe der Farbfläche erscheinen.

War die farbige Fläche zum Beispiel blau, ist das Nachbild orangefarben. Eine grüne Fläche ruft ein magentafarbenes Nachbild und eine gelbe Fläche ein violettes Nachbild hervor.

Bei diesem Phänomen wird auch von einem Sukzessivkontrast gesprochen. Er lässt sich rein physiologisch erklären. Wenn die Sehzellen durch eine längere Betrachtung gleichmäßig gereizt und dabei die Substanzen, die der jeweiligen Farbe entsprechen, verbraucht werden, fehlen eben diese Substanzen in den Sehnerven.

Geht der Blick dann auf einen neutralen Untergrund, erscheint ein komplementäres Nachbild.

Der Komplementärkontrast ist jeweils zwischen den beiden Farben vorhanden, die sich im Farbkreis nach Itten diametral gegenüberliegen und dadurch im Farbton am unterschiedlichsten sind. Bei den reinbunten Farben sind das die Paare Gelb und Violett, Blau bzw. Cyan und Orange sowie Magenta und Grün.

Dazu kommen die Kontrastpaare aus den bunten Farben, die entstehen, wenn die reinbunten Farben miteinander gemischt werden.

Werden Komplementärfarben gemeinsam eingesetzt, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Durch die Anwesenheit einer Komplementärfarbe leuchtet die andere Komplementärfarbe intensiver und umgekehrt.

Allerdings sollten die Farben dazu in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und am besten von einem neutralen Hintergrund umgeben sein. Werden zwei Komplementärfarben miteinander gemischt, heben sie sich gegenseitig auf und ergeben ein Grau oder Schwarz.

Der Simultankontrast

Zwei Farben, die direkt nebeneinander liegen, verändern sich immer gegenseitig in ihrer Farbwirkung. Der Grund dafür ist, dass der Sehsinn zu einer Farbe immer den Farbton sucht, der sie komplementär ergänzt. Fehlt diese Ergänzung, überträgt sie der Sehsinn als Ergänzung auf eine benachbarte Farbe.

Aus diesem Grund wirkt zum Beispiel ein schwarzer Farbstreifen auf einem gelben Untergrund so, als hätte er einen Blaustich. Auf einem roten Hintergrund hingegen wirkt ein schwarzer Farbstreifen grünstichig und auf einem blauen Hintergrund sieht er eher bräunlich aus.

In der praktischen Farbgestaltung, zum Beispiel beim Einrichten von Räumen, der Herstellung von Textilien oder auch beim Malen, spielt dieser Effekt eine große Rolle.

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Um zu verhindern, dass die Simultan-Wirkung entsteht, muss einer Kontrastfarbe etwas von dem Farbton des Hintergrunds beigemischt werden. In unserem Beispiel würde die schwarze Farbe also mit wenig Gelb, Rot oder Blau vermischt.

Der Quantitäskontrast

Auch als Proportionskontrast bezeichnet, beschreibt der Quantitäskontrast ein ausgewogenes Verhältnis zwischen unterschiedlich großen Farbflächen. Weil jede Farbe ihre eigene Intensität und Leuchtkraft hat, sollte sie flächenmäßig anders eingesetzt werden als eine andere Farbe, damit ein harmonisches Gesamtbild entsteht.

Für Blau und Orange zum Beispiel liegt ein bewährtes Verhältnis bei ungefähr 1:3. Steht ein orangefarbener Sessel in einem Umfeld, in dem dunkle Farben dominieren, kann die Farbe weit intensiver leuchten, als sie dies in einer Umgebung mit hellen und kräftigen Farben jemals könnte.

Andersherum ist dieser Kontrast typisch für den skandinavischen Stil. Hier ist die Einrichtung größtenteils in Weiß-, Beige- und hellen Grautönen gehalten, während ein Möbelstück in einer kräftigen, bunten Farbe die Blicke auf sich zieht.

Eine leuchtende Farbe bewegt sich optisch auf den Betrachter zu. Im Unterschied dazu hält sich ein dunklerer Farbton im Hintergrund. Deshalb kann der Quantitäskontrast genutzt werden, um den Eindruck von räumlicher Tiefe zu verstärken.

Damit die unterschiedlichen Intensitäten von Farben zur Geltung kommen, ist wichtig, auf stimmige Proportionen zu achten.

Dabei gilt als Faustregel, dass leuchtende Farben eher sparsam eingesetzt werden sollten, während dezente Farben ruhig größere Anteile haben dürfen.

Der Hell-Dunkel-Kontrast

Der Hell-Dunkel-Kontrast entsteht dadurch, dass zwei Farben unterschiedliche Helligkeiten haben. Ob es sich dabei um Schwarz, Grau und Weiß oder zwei Buntfarben handelt, spielt keine Rolle. Jeder Farbton kann mit Weiß aufgehellt und mit Schwarz abgedunkelt werden, um einen größeren Kontrast zu erzielen.

Ein Hell-Dunkel-Kontrast kann dadurch erreicht werden, dass Farben mit unterschiedlichen Weiß- oder Schwarzanteilen eingesetzt werden. Aber genauso kann dieser Kontrast durch zwei Komplementärfarben entstehen.

So ist ein Hell-Dunkel-Kontrast zum Beispiel durch Gelb als helle Farbe und Violett als dunkle Farbe möglich. In der Malerei und in der Einrichtung schafft der Hell-Dunkel-Kontrast Tiefe und Plastizität. Außerdem hebt er die Dreidimensionalität eines Raumes hervor.

Eine Abwandlung davon ist der simultane Helligkeitskontrast.

Er bezieht sich auf eine Farbe, die vor einem dunklen Hintergrund hell wirkt und im Vergleich dazu vor einer hellen Fläche dunkler aussieht.

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Ferya Gülcan, Künstlername "Feryal" Kunstmalerin, Mitinhaberin Koozal Galerie & Möbel und Fotografin, Norbert Sachmann, Galerist, Christian Gülcan Mitinhaber Koozal Galerie & Möbel, (RZA) Kunstmaler und Betreiber diverser Kunstportale, schreiben hier Wissenswertes zur internationalen Kunst, Galerien, Maltechniken und Kunstgeschichte.

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