Was ist Tadelakt?
Es müssen nicht immer nur Tapeten, Fliesen oder normale Wandfarben sein. Für die Wandgestaltung gibt es unzählige Möglichkeiten. Eine besonders edle Variante ist Tadelakt. Der traditionelle Kalkputz aus Marokko punktet einerseits mit seiner wunderschönen, seidig glänzenden Optik.
Andererseits bringt das Naturprodukt eine Reihe an positiven Eigenschaften mit. In diesem Beitrag stellen wir das Material einmal näher vor:
Was ist Tadelakt?
Tadelakt ist ein reiner Naturputz aus Muschelkalk. Die Technik hat ihre Wurzeln in Marokko und wird dort von den Berbern schon seit der Antike eingesetzt.
In unseren Breitengraden wurde der natürliche Kalkputz vor allem durch die orientalischen Badehäuser bekannt. In den Hamams sind die Wände und die Sitzbereiche nämlich oft mit dem dekorativen und zugleich hochhygienischen Kalkputz gestaltet.
Ein charakteristisches Merkmal von Tadelakt ist sein seidiger Glanz. Dieser entsteht, wenn der Kalkputz nach dem Auftrag mit Halbedelsteinen wie dem Achat poliert wird.
Doch der Seidenglanz sorgt nicht nur für eine tolle Optik. Vielmehr macht das Polieren den Kalkputz auch abriebfest und äußerst langlebig.
Woraus besteht Tadelakt?
Das Ausgangsmaterial für Tadelakt ist Muschelkalk. Als Kalkstein kommt das Material vor allem in der Region rund um Marrakesch vor. Die Berber verwenden den Putz schon seit der Antike.
Dabei kam er zunächst zum Einsatz, um Zisternen mit Trinkwasser abzudichten. Später hielt er dann auch in öffentliche Bäder und Paläste Einzug.
Um Tadelakt herzustellen, wird der Muschelkalk gebrannt. Nach dem Löschen wird er dann mit einem ungefähr fünfprozentigen Zuschlag aus Lehm, Sand und Asche versetzt.
Dadurch bekommt der Kalkputz eine Farbe, die sich in einem Spektrum zwischen Beige und Hellgrau bewegt. Für andere Farbtöne werden Pigmente hinzugefügt.
Tadelakt hat keine gleichmäßige Färbung, sondern ist mal heller und mal dunkler. Die dunkleren Stellen entstehen durch eine stärkere Verdichtung beim Polieren. Außerdem beeinflusst der Lichteinfall, wie eine mit Tadelakt verputze Wand wirkt.
In welchen Farben gibt es den Kalkputz?
In seiner natürlichen Form ist Tadelakt beige bis grau. Dabei erinnert die graue Färbung an Beton und sorgt so für eine sehr moderne Optik.
Allerdings ist es möglich, den Kalkputz in den verschiedensten Farben einzufärben. Dafür wird eine Paste aus Farbpigmenten angerührt und in den Putz gegeben.
Das Mischungsverhältnis zwischen Kalkputz und Pigmentpaste beträgt üblicherweise 10:1. Wichtig ist aber, dass die verwendeten Pigmente kalkecht sind.
Interessante Effekte entstehen, wenn unterschiedlich eingefärbte Putze miteinander kombiniert werden. Dadurch ergibt sich nämlich eine Optik, die an bunten Marmor erinnert.
Wie wird Tadelakt an die Wand gebracht?
Tadelakt zu verarbeiten, erfordert handwerkliches Geschick und auch etwas Geduld. Die Berber geben das Wissen und Können schon seit jeher von Generation zu Generation weiter.
Beim Verputzen wird der Kalk mit Wasser angemischt und mit einer Kelle auf die Wand aufgetragen. Traditionell werden bei Tadelakt zwei Lagen übereinandergeschichtet.
Nach dem Trocknen folgt das Polieren. Dazu wird die gesamte Fläche in kreisenden Bewegungen mit einer Federstahlkelle und einem Halbedelstein bearbeitet.
Durch das Polieren verdichten sich die Poren. Im Ergebnis entstehen hellere und dunklere Stellen mit einem seidigen Schimmer, die den Tadelakt ein bisschen wie Marmor aussehen lassen.
Zum Schluss wird die polierte Fläche mit einer Seife aus schwarzen Oliven eingerieben. Die Olivenseife dringt in den Putz ein und bildet eine Oberfläche, die schmutzunempfindlich und wasserabweisend ist.
Auf welchen Untergründen hält Tadelakt?
Damit der Kalkputz an der Wand hält, muss der Untergrund rau, trocken und saugend sein. Optimal ist ein Untergrund, der aus hydraulischem Kalkputz und Lehm besteht. Zugleich ist das der traditionelle Untergrund für Tadelakt in Marokko.
Im Zuge einer Renovierung kann Tadelakt aber zum Beispiel auch auf Fliesen aufgebracht werden. Einige Materialien erfordern jedoch eine Vorbehandlung mit Kalkhaftputz. Bei Gipskartonplatten ist das beispielsweise der Fall.
Für welche Räume bietet sich Tadelakt an?
Im Prinzip eignet sich Tadelakt für so ziemlich alle Räume. Denn der Putz ist frostsicher und diffusionsoffen. Außerdem ist er hoch alkalisch. Deshalb kann sich kein Schimmel bilden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass mit Tadelakt verschiedenste Formen nachgebildet werden können.
Neben geraden Wänden können so auch organisch geformte Oberflächen verputzt werden. Waschbecken und Badewannen, die mit Gasbetonsteinen ummauert sind, Kochinseln oder Regale zum Beispiel lassen sich auf diese Weise harmonisch in das Gesamtkonzept einbinden.
Weil Tadelakt wasserabweisend und fungizid ist, kommen seine Stärken aber vor allem in Räumen zum Tragen, in denen viel Feuchtigkeit herrscht. Deshalb wird Tadelakt sehr gerne in Bädern, Saunen und Wellness-Bereichen verwendet.
Auch in der Küche ist der natürliche Kalkputz eine gute Wahl. Seine glatte Oberfläche wird hier nämlich zu einem effektiven Spritzschutz, der es leicht macht, Fette, Verschmutzungen und andere Kochrückstände zu entfernen.
Wie wird der Kalkputz gepflegt?
Um eine mit Tadelakt verputzte Oberfläche zu reinigen, reicht es normalerweise aus, sie mit einem feuchten Lappen und eventuell etwas milder Seife zu reinigen. Ab und zu kann die Fläche auch mit schwarzer Olivenseife eingerieben werden. So wird die Schicht von der Erstbehandlung erneuert.
Scheuermittel und Reiniger, die Säure enthalten, sollten auf Tadelakt nicht zum Einsatz kommen. Denn sie sind zu aggressiv und würden die Struktur beschädigen.
Mit welchen Kosten muss bei Tadelakt gerechnet werden?
Tadelakt-Putz ist ein hochwertiges, reines Naturmaterial. Deshalb sind die Kosten recht hoch. Allein für das Material muss mit etwa 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden.
Dazu kommt die Arbeitszeit. Sie wiederum fällt lang aus, denn der Auftrag erfolgt in Handarbeit und vor allem das Polieren dauert. Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist es daher ratsam, sich vorab einen Kostenvoranschlag einzuholen.
Andererseits werden Kurse angeboten, die in die Verarbeitung von Tadelakt einführen. Wer Spaß am Selbermachen hat, kann so nicht nur eine faszinierende Technik lernen, sondern bei seinem Projekt auch Geld sparen.
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