Warum ein Künstler nicht nur Wissen, sondern vor allem Erfahrung braucht
Im Schulunterricht wird ein neues Thema behandelt. Der Schüler kann gut folgen und versteht die Inhalte sehr schnell. Doch als einige Zeit später eine Klassenarbeit zu dem Thema geschrieben wird, ist seine Note nicht besonders gut. Woran liegt das?
Der Schüler hatte den Lernstoff doch verstanden. Genau das ist ein ganz entscheidender Punkt: Es reicht nicht aus, ein Thema zu verstehen. Vielmehr müssen die Inhalte auch geübt werden.
Nur durch praktisches Üben und regelmäßige Wiederholungen verankern sich die Inhalte irgendwann so gut, dass das Wissen sicher angewendet, übertragen und auch in anderen Zusammenhängen genutzt werden kann.
Inhalt
Es genügt nicht, Wissen anzusammeln.
Wissen muss aktiv verwendet werden. Ein Thema tatsächlich zu verstehen, setzt voraus, dass aus theoretischen Inhalten praktisches Tun wird. Denn Wissen wird erst dann wirklich nutzbar, wenn daraus Erfahrung wird.
Was vielleicht etwas abstrakt klingt, lässt sich an Beispielen gut verdeutlichen. So kann ein Schüler noch so viele Englischvokabeln lernen. Wenn er mit diesen Vokabeln keine Sätze bildet und die Wörter nicht nutzt, um sich damit aktiv zu verständigen, bringen ihm die Vokabeln nicht viel. Genauso kann ein Schüler Rechenformeln auswendig lernen. Wendet er die Formeln aber nicht an, weiß er zwar theoretisch, wie er etwas berechnen könnte. Doch in der Praxis kann er es nicht.
In der Kunst ist das nicht anders. Natürlich kann sich ein Künstler jede Menge Wissen über die Kunstgeschichte, die Farbenlehre, über Proportionen, Perspektiven und Maltechniken aneignen. Ein Bild hat er damit aber noch lange nicht auf seiner Leinwand.
Kreatives Arbeiten und künstlerisches Schaffen sind keine graue Theorie, sondern praktisches Tun. Natürlich heißt das nicht, dass sich ein Künstler nicht mit verschiedenen Themen und Inhalten beschäftigen sollte.
Oder dass ihm Bücher, Ratgeber und Videos über Kunst nichts bringen. Nur braucht ein Künstler eben nicht nur Wissen, sondern vor allem Erfahrung. Denn nur so kann er letztlich seine Ideen umsetzen und seine Kreativität ausdrücken.
Kunst ist kreativ.
In der Kunst geht es nicht darum, abzumalen. Und der Weg zu einem Bild führt nicht unbedingt darüber, andere Künstler zu kopieren, die eigenen Arbeiten ständig mit fremden Werken zu vergleichen oder unzählige Maltechniken zu erlernen.
Wenn ein Künstler malt, dann möchte er etwas Eigenes erschaffen. Natürlich kann er das Rad nicht neu erfinden. Aber er möchte ein Bild schaffen, das seine Ideen widerspiegelt und seine persönliche, möglichst unverkennbare Handschrift trägt.
Hat sich der Künstler schon einmal mit dem Thema Kreativität beschäftigt, dann weiß er, dass er sich von allgemeingültigen Vorgaben und starren Regeln lösen muss. Er weiß, dass Kreativität Offenheit und einen gewissen Mut erfordert.
Und dass zum künstlerischen Schaffen dazugehört, nicht alles perfekt machen zu wollen, sondern zu experimentieren und sich Fehler zu erlauben. Nur: Dass der Künstler alle diese Dinge weiß, ist die eine Sache. Die andere Sache ist, die entsprechenden Erfahrungen zu machen.
Nicht zuschauen, sondern tun.
Vermutlich hat der Künstler schon tausendmal gelesen, dass ein Bild nicht im klassischen Sinne schön sein muss und dass es in der Kunst kein gut oder schlecht, kein richtig oder falsch gibt. Sondern dass es letztlich um den Ausdruck eines Bildes geht.
Aber hat er schon Bilder einfach so gelassen, wie sie sind, obwohl er sie eigentlich nicht besonders schön fand, sie aber unglaublich ausdrucksstark waren?
Bestimmt hat der Künstler schon Videos gesehen, in denen die Akteure völlig frei gearbeitet, die Farbe mit wildesten Bewegungen auf die Leinwand gebracht und wahllos über Linien und Ränder hinweg gemalt haben.
Doch hat er die Akteure für ihre Leichtigkeit nur bewundert oder es selbst schon einmal ausprobiert? Hat er sich die Freiheit zugestanden, spontanen Impulsen zu folgen und sich beim Malen komplett auf seine innere Stimme zu verlassen, auch wenn sich das im ersten Moment vielleicht etwas komisch angefühlt hat?
Natürlich wird sich der Künstler auch mit Maltechniken beschäftigt haben. Ein gewisses Maß an Theorie gehört dazu. Genauso spricht überhaupt nichts dagegen, sich andere Bilder anzuschauen, um sich Ideen und Anregungen zu holen.
Auch Vorlagen können ein tolles Grundgerüst sein und zu eigenen Werken inspirieren. Nur ist es eben nicht damit getan, dass der Künstler die Themen versteht und das Wissen irgendwo in seinem Kopf speichert. Die Inhalte müssen den Weg in die Hand und auf die Leinwand finden.
Einfach malen.
Der Künstler sollte einfach zu Pinseln und Farben greifen und malen. Er sollte die Ideen, die er für seine Bilder hat, umsetzen und die Inhalte, die er gelesen oder gesehen hat, ausprobieren. Was am Ende dabei rauskommt, ist nebensächlich. Entscheidend ist, dass der Künstler das Thema erlebt und erfahren hat. Diese Erfahrung ist das, was ihn weiterbringt.
Wissen spielt sich vor allem im Kopf ab. Erfahrung geht einen Schritt weiter. Sie sorgt dafür, dass das Wissen konkrete Formen annimmt und erlebbar wird. Das Wissen schafft die Basis, gibt Orientierung und verleiht eine gewisse Sicherheit. Doch nutzen kann der Künstler sein Wissen erst, wenn er es umsetzt, damit arbeitet und es hautnah spürt. Nur dann erschließt sich, was das Wissen genau bedeutet.
Anders ausgedrückt heißt das:
Natürlich kann und sollte sich der Künstler mit der Theorie beschäftigen. Aber er sollte darauf achten, dass er nicht in der Phase hängen bleibt, in der er sich Wissen aneignet und Inhalte lernt.
Sondern er sollte sich trauen, sein Wissen zu nutzen, um die Techniken umzusetzen und die Motive zu malen, an die er sich bisher nicht herangewagt hat. Denn nur so bringt ihm sein Wissen etwas und verschafft ihm die notwendige Erfahrung, den Pinsel gekonnt zu schwingen.
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Thema: Warum ein Künstler nicht nur Wissen, sondern vor allem Erfahrung braucht
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