Islamische Gemälde
Wer sich islamische Gemälde, Keramiken und anderes Kunsthandwerk ansieht, wird schnell drei Dinge feststellen. So wird er zum einen bemerken, dass die islamische Kunst typische Muster und Strukturen aufweist, die sich fast wie ein roter Faden durch alle Kunstobjekte, sakrale wie profane, ziehen.
Zum anderen wird er sehen, dass Schmuckschriften und Ornamente die prägenden Elemente sind. Die islamische Kunst ist also recht abstrakt, während figürliche und bildliche Darstellungen eher die Ausnahme sind. Als Drittes wird ihm auffallen, dass sich eine besondere Handschrift und damit die Eigenheiten des jeweiligen Künstlers nur schwer ausmachen lassen. Mitunter sind Gemälde und Kunstwerke noch nicht einmal namentlich signiert.
Inhalt
Der Koran bildet den Ausgangspunkt und die gemeinsame Basis.
Um islamische Gemälde und die islamische Kunst im Allgemeinen verstehen zu können, ist es notwendig, sich zumindest mit den Grundzügen des Islam zu beschäftigen. So ist der Islam eine Religion. Allerdings ist Religion nicht nur im Sinne einer Glaubensrichtung zu verstehen, sondern meint auch eine grundlegende Einstellung und Lebensweise. Gleichzeitig war der Islam von Anfang an sowohl eine religiöse Gemeinschaft als auch ein politischer Verbund.
Der Koran als heilige Schrift des Islam bildete und bildet das Zentrum. Der Koran ist somit das Band, das alle Muslime miteinander verbindet. Dies gilt unabhängig davon, aus welchem Land sie stammen und welcher islamischen Gruppierung sie angehören.
Als zentraler und verbindlicher Mittelpunkt überwindet der Koran folglich auch landesspezifische Besonderheiten, Traditionen und Unterschiede. Dies wiederum ist der Grund dafür, weshalb islamische Gemälde und Kunstobjekte eine eigene, einheitliche Charakteristik aufweisen. Gleichzeitig zieht der Islam keine klare Grenze zwischen der Religion, dem alltäglichen Leben und der Politik. Dies spiegelt sich auch in der Kunst wider und so weisen die religiöse und die weltliche Kunst kaum Unterschiede auf.
Ornamente und Kalligrafien sind die prägenden Bildelemente.
Neben dem Koran spielen auch die Hadithe eine sehr wichtige Rolle. Die Hadithe sind die Schriften, die die Aussagen und Handlungen des Propheten Mohammed, dem Gründer des Islam, überliefern. In beiden Schriften findet sich kein ausdrückliches Verbot, Lebewesen bildlich darzustellen. Allerdings wird im Koran Allah als der einzige Schöpfer und alleinige Bildner beschrieben.
In den Hadithe wiederum drückt Mohammed seine Missbilligung gegenüber Bildern aus und spricht von einer Strafe, mit der das Schaffen und der Besitz von Bildern geahndet werden wird. Daraus wurde ein Bilderverbot abgeleitet, wobei dieses Verbot durchaus unterschiedlich streng interpretiert wird. Trotzdem neigt die islamische Kunst dazu, auf figürliche Darstellungen zu verzichten. Stattdessen liegt ihr Augenmerk auf einer reichhaltigen Ornamentik. Diese umfasst geometrische Formen wie Kreise, Dreiecke und Rechtecke, aber auch florale Motive, Ranken, Flechtmuster und andere schmückende Dekore.
Das zweite prägende Element in islamischen Gemälden, Bildern und Kunstobjekten sind Schmuckschriften. Ursprünglich entstand die Kalligrafie aus der Notwendigkeit heraus, den Koran abzuschreiben, um ihn auf diese Weise zu vervielfältigen. Da der Künstler aber nicht irgendeine Schrift abschreibt und vervielfältigt, sondern das Wort Gottes wiederholt und an dessen Gedanken erinnert, bedarf es einer besonderen Schrift. So entwickelte sich das Schreiben zu einer eigenständigen Kunstform, die dem Namen und dem Wort Gottes Ehre, Respekt und Liebe erweist.
Die islamische Kalligrafie blickt so auf eine lange Tradition zurück, genießt hohes Ansehen und umfasst ein reiches Repertoire an verschiedensten Schmuckschriften. In Bildern und Gemälden sind kunstvolle Schriftzüge manchmal die wesentlichen Bildelemente und werden durch Ornamente unterstützt. Manchmal zeigen islamische Bilder aber auch ein Zusammenspiel aus Ornamentik und Kalligrafie.
Es geht nicht um den Künstler, sondern um die Kunst.
Die große Stärke der islamischen Kunst liegt darin, die Natur und das Leben in dekorativen, ornamental-abstrakten Bildern dazustellen. Dabei ist es nicht ihr Ziel, Neues zu erschaffen. Sie macht es sich vielmehr zur Aufgabe, Vorhandenes und Bekanntes in neuem Licht zu zeigen. Sie möchte die Ewigkeit in die Gegenwart übertragen und das Beständige zum Ausdruck bringen.
Vor allem aber möchte sie daran erinnern und darauf aufmerksam machen, wie schön und vollkommen die Schöpfung Allahs ist. Diese Schöpfung ist aber immer eine in sich geschlossene Einheit. Deshalb gibt es kein Lebewesen und keinen Gegenstand, die für sich alleine ein Abbild dieser Schöpfung sein könnten. Folglich versucht die islamische Kunst, Schemata und Formeln zu finden, die als dekoratives Abstraktes Sinnbild für die Vollkommenheit und die Einheit sind.
Die Idee der Einheit bringt es auch mit sich, dass es bei islamischen Gemälden und Kunstobjekten tatsächlich um die Kunst und nicht um das Werk eines einzelnen Künstlers geht. Der Künstler versteht sich nicht als Individualist, der seine subjektiven Empfindungen zum Ausdruck bringen möchte. Sein Ziel ist vielmehr, die objektive und absolute Wahrheit in die Sprache der Kunst zu übersetzen.
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