Farben als Ausdrucksmittel in der Kunst
Wir denken nicht großartig darüber nach und nehmen sie oft nicht bewusst wahr. Dabei ist unsere Umgebung voller Farben! Ohne Farben wäre die Welt nicht nur trist und fahl. Neben der optisch-ästhetischen und emotionalen Wirkung würden uns auch wichtige Signale wie zum Beispiel das rote Haltezeichen an einer Ampel fehlen. Landschaften könnten mit dem satten Grün der Wiesen oder dem schimmernden Blau der Gewässer ihren entspannenden Effekt ebenfalls nicht entfalten. Farben sind ein unverzichtbares Ausdrucksmittel.
Schauen wir uns ein Foto oder ein Gemälde an, zieht zunächst die Farbe unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wie kaum ein anderes Gestaltungsmittel ist Farbe dazu in der Lage, Gefühle und Stimmungen auszudrücken.
Bei einem gemalten Bild spiegelt die Art, wie der Künstler die Farben aufträgt und kombiniert, seine persönliche Handschrift wider. Oft ist schon an der Zusammenstellung und Verwendung der Farben zu erkennen, wer das Bild geschaffen hat.
Inhalt
Verschiedene Farbarten mit unterschiedlichen Wirkungen
In der Kunst hängt die Wirkung von Farben nicht nur von den Farbtönen und der Farbzusammenstellung ab, sondern auch von der Sorte. Die unterschiedlichen Farbarten entfalten ganz verschiedene Effekte.
Eine leichte, transparente Aquarellfarbe lässt einen völlig anderen Eindruck entstehen als satte, deckende Acrylfarbe oder in vielen Schichten aufgetragene Ölfarbe.
Aquarellfarben
Aquarellbilder punkten oft mit ihrer atmosphärischen Stimmung. Viele Künstler nutzen Aquarellfarben auch, um Skizzen zu kolorieren. Dabei können schon wenige Farbkleckse die Szenerie wunderbar beleben.
Das Bindemittel, das die Farbpigmente zusammenhält und auf dem Papier haften lässt, ist Gummiarabikum. Im Unterschied zu Gouachefarben sind die Farbpigmente in Aquarellfarben hochwertiger und deutlich feiner gerieben.
Aus diesem Grund können die Farben luftiger und in hauchzarten, fast durchsichtigen Schichten vermalt werden. Diese Transparenz bewirkt, dass die untersten Farbschichten sichtbar bleiben und durch die oberen Farbschichten durchschimmern.
Dadurch überlagern sich die Farbschichten und die einzelnen Farben mischen sich miteinander.
Acrylfarben
Acrylfarbe besteht im Wesentlichen aus Kunststoffdispersionen und Farbpigmenten. Ursprünglich für die Industrie entwickelt, erfreut sich die Farbe seit den 1950er-Jahren auch unter Künstlern großer Beliebtheit. Denn Acrylfarben sind sehr vielseitig einsetzbar und lassen sich so gut mit verschiedensten anderen Materialien kombinieren wie kaum eine andere Farbart.
Von zarten, fast transparenten Aufträgen bis hin zu deckenden oder dicken, pastösen Farbschichten ist so ziemlich alles möglich.
Um die Konsistenz und die Eigenschaften der Farbe zu verändern, können wir Acrylfarben Zusätze wie Wasser, Sand und andere Dinge beimischen. Allerdings nehmen die Zusätze Einfluss auf die Farbwirkung. Deshalb ist ratsam, Beimischungen sparsam zu dosieren und den Effekt zu testen, bevor die Farbe auf das Bild aufgetragen wird.
Gouache
Wer sich weniger mit der Malerei oder der Grafik beschäftigt, kann mit dem Begriff Gouache vielleicht wenig anfangen. Dabei dürften die meisten von uns gerade mit dieser Farbe Erfahrung haben. Denn bei den Farben, die wir in unserem Malkasten in der Schule hatten und als Wasserfarben kennen, handelt es sich um Gouachefarben.
Bei Gouachefarbe bindet Gummiarabikum die Farbpigmente. Obwohl der Auftrag deckend ist, bleibt Gouache auch nach dem Trocknen wasserlöslich. Deshalb können wir Farbflächen wieder anlösen, indem wir sie übermalen.
Die satte Farbwirkung, die matte Optik und die einfache Verarbeitung waren Gründe dafür, dass Gouache früher oft bei grafischen Arbeiten verwendet wurde.
Ölfarben
In Ölfarben binden trockene Öle die Farbpigmente. Weil die Öle nur sehr langsam trocknen, bleibt die Farbe entsprechend lange offen und kann vermalt werden. Ölfarben trocknen wasserfest auf.
Sie punkten mit ihrer leicht glänzenden Oberfläche und der satten, intensiven und brillanten Farbwirkung.
Farbkontraste als Ausdrucksmittel
Schon in der Antike beschäftigten sich die Menschen nachweislich mit Farben und deren Wirkung. So entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Systeme. In der neueren Zeit setzte sich unter anderem Goethe mit der „sinnlich-sittlichen“ Wirkung von Farben auseinander.
Einen Meilenstein setzte Johannes Itten, der einen Farbkreis entwickelte und die Theorie der sieben Farbkontraste formulierte. Sie werden bis heute im Kunstunterricht gelehrt.
Farbkontraste können einerseits die Botschaft eines Bildes unterstützen. Andererseits können Sie Harmonie, Spannung, Widersprüche und ähnliche Aspekte in die Komposition bringen.
- Der Farbe-an-sich-Kontrast wird auch Buntkontrast, Farbton-Kontrast oder Farbe-zu-Farbe-Kontrast genannt. Er entsteht durch mindestens drei verschiedene Farben, die im Farbkreis weit auseinanderliegen. Am stärksten wirkt der Kontrast, wenn wir die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau verwenden.
- Die meisten Farben empfinden wir entweder als warm oder als kalt. Während Farben mit einem Gelbanteil eine warme Wirkung zugesprochen wird, werden Farben mit Blauteil eher kühl. Die Bildwirkung können wir dadurch beeinflussen, wie wir kalte und warme Farben gegenüberstellen und gewichten. Das wird dann als Kalt-Warm-Kontrast
- Der Simultankontrast ist eigentlich ein Trick des Gehirns. Schauen wir zum Beispiel längere Zeit auf eine grüne Fläche und anschließend auf eine weiße Fläche, scheint sich auf der weißen Fläche eine rote Stelle zu befinden. In der Wahrnehmung ergänzt unser Gehirn nämlich die Komplementärfarbe zu der Farbe, die wir tatsächlich wahrnehmen.
- Um Lebendigkeit und Tiefe in ein Bild zu bringen, können wir den Qualitätskontrast Dabei stehen Grundfarben und Sekundärfarben als reine Farben getrübten Mischfarben gegenüber.
- Einen besonders starken Effekt hat der Hell-Dunkel-Kontrast. Helle und dunkle Farben wie Schwarz und Weiß verleihen einem Bild Spannung.
- Der Komplementärkontrast entsteht, weil sich die Farben, die im Farbkreis gegenüberliegen, in ihrer Intensität gegenseitig verstärken. Wichtig ist aber, dass sich die Komplementärfarben nicht miteinander mischen. Denn das hat einen gebrochenen Ton zur Folge.
- Beim Quantitätskontrast geht es darum, in welchem Verhältnis die Farbmengen in einem Bild vorhanden sind. Ist ein Farbton in großem Umfang vertreten und steht ihm nur eine kleine Menge eines anderen Farbtons gegenüber, entsteht Spannung.
Bildwirkung durch Farben
Farben können nicht nur für eine bestimmte Stimmung im Bild sorgen. Stattdessen können wir Farben einsetzen, um den Blick des Betrachters auf bestimmte Bildbereiche zu lenken oder durch das Bild zu führen.
Auch dabei helfen die Farbkontraste. Helle und leuchtende Farbflächen ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als dunkle und gedämpfte Bereiche.
Warme Farben scheinen weiter im Vordergrund zu liegen, während wir kalte Farben gefühlt eher im Hintergrund verorten.
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Thema: Farben als Ausdrucksmittel in der Kunst
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